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Aktuelles und Berichte


Besuch des Gugg-Hofes in Brannenburg/Degerndorf.
Am Sonntag den 10. September fanden sich 22 Vereinsmitglieder am Wanderparkplatz St. Margarethen in Brannenburg ein. Bei strahlendem Sonnenschein ging es zu Fuß zum Gugg-Hof auf knapp 800 m üNN. 


Dort wurden wir von den Architekten und jetzigen Bewohnern Lisbeth Fischbacher und Daniel Hoheneder empfangen. 


Daniel Hoheneder erzählte uns dann auf der Wiese vor dem rund 400 Jahre alten Gugg-Hof die spannende Geschichte der Restaurierung des Baudenkmals. 


Vor 10 Jahren haben die beiden Architekten begonnen, den zum damaligen Zeitpunkt herunter gekommenen Hof gründlich zu erforschen und aufwändig zu restaurieren. Dabei wurden sie von Experten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalschutz begleitet. Stück für Stück konnten sie die Baugeschichte des Hofes rekonstruieren. Bei der Datierung der verschiedenen Bau- und Umbauphasen halfen die Dendrologie und die bautechnische Einordnung der vorgefunden Bauelemente. So wurden die ältesten Gebäudeteile auf 1542 datiert.

Bei der Restaurierung des Bauwerks stand für die späteren Bewohner fest, dass sie soviel ursprüngliches Leben in einem Bauernhof vergangener Jahrhunderte bewahren bzw. wieder herstellen wollten. Dass ihnen dies in bewundernswerter Weise gelungen ist, davon konnten wir uns beim von D. Hoheneder geführten Rundgang durch die Räume im Erd- und im Obergeschoß überzeugen.


Die meisten von uns sind seinem Vorschlag gefolgt, den Gugg-Hof barfuß so zu erfühlen, wie es schon über Jahrhunderte hinweg passiert ist. 


Da gab es dann so manches Detail wie das 400 Jahre alte Türschloss zu einem der Schlafräume zu bestaunen.


Bekanntheit erhielt der Gugg-Hof auch durch die Familie Dientzenhofer, die diesen im 17. Jh. bewohnt hat. Dieser Familie entsprangen die bekannten Baumeister Vater Georg und dessen Söhne Leonhard und Johann, welche europaweit durch ihre außergewöhnlichen barocken Bauten bekannt geworden sind.


Nach dem ausführlichen Rundgang und den äußerst lebhaft geschilderten Informationen konnten wir dann noch bei Kaffee und Kuchen den Gugg-Hof und seinen traumhaften Blick in das Inntal genießen.


Nochmals ein herzliches "Vergelts Gott" und weiterhin viel Erfolg beim Sanieren historischer Bauten den beiden Hoheneders.


Weitere Informationen:

https://www.himmeblau.com/lifestyle/gugg-hof-instandsetzung/



Besuch der Ausstellung "Deutsche und österreichische Barockmalerei des 17. und 18. Jahrhunderts" im Barockmuseum Oberaudorf

Am Samstag, 12. August, besuchten wir die Ausstellung "Deutsche und österreichische Barockmalerei des 17. und 18. Jahrhunderts" im Barockmuseum Oberaudorf. Der Inhaber des Museums, Restaurator Jürgen Jung und sein Kollege Raimund Schreiber, führten uns zwei Stunden durch die interessante Gemäldeausstellung. Herr Jung gab zu jedem Werk ausführliche Erläuterungen.


Die großen Maler des 17. Jahrhunderts, wie Johann Heinrich Schönfeld, Johann Heiss, Ulrich Mayr und Georg Philipp Rugendas d. Ä., waren die dominierenden Künstler in Augsburg und begründeten einen eigenen Lokalstil in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Im 18. Jahrhundert konnte durch Johann Georg Bergmüller, Maler und Direktor der Reichstädtischen Kunstakademie in Augsburg, eine Schar hervorragender Schüler, wie Johann Holzer, Matthäus Günther, Johann Baumgartner und Franz Sigrist hervorgebracht werden. Das machte Augsburg zu einem bedeutenden Zentrum für die süddeutsche und österreichische Rokokomalerei der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Herr Jung selbst ist gebürtiger Augsburger und hat somit ein besonderes Interesse an der kunsthistorischen Bedeutung der Stadt.


R. Schreiber gab einen Einblick in die damalige Maltechnik und erklärte den Gebrauch von Naturpigmenten.



Die sehenswerte Ausstellung "Deutsche und österreichische Barockmalerei des 17. und 18. Jahrhunderts" läuft noch bis Ende September.


Nach dem Ausstellungsbesuch ging ein Großteil der Teilnehmer mit auf eine Brotzeit und zum Gedankenaustausch in den Biergarten beim Ochsenwirt. 


Ein rundum gelungener Nachmittag.



Exkursion in die Fuggerstadt Augsburg

Noch bei Regen startete am 17. Mai die Fahrt in die Fuggerstat Augsburg. Die Mitglieder des Historischen Vereins Audorf und und mehr als ein Drittel Gäste – insgesamt 39 Teilnehmer – begrüßte der 1. Vorsitzende, Norbert Schön. Im weiteren Verlauf der Busfahrt gab er einen Überblick über die Geschichte der Stadt Augsburg. Sigrid Schön, Schriftführerin des Vereins, übernahm den zweiten Informationsblock und berichtete über das Kaufmannsgeschlecht der Fugger.

Erhofft, aber unerwartet, besserte sich das Wetter, je näher wir an Augsburg heran kamen. Dort blieb es dann auch den gesamten Tag gut und die mitgebrachten Schirme konnten im Bus bzw. in den Taschen bleiben.
Den weiteren Vormittag übernahmen ab dem vereinbarten Treffpunkt die beiden Stadtführer. Mit je einer Besuchergruppe spazierten sie durch Augsburg und untermauerten mit vielen Details das zuvor im Bus Gehörte. Wie von uns gewünscht bildeten dabei die Fugger mit ihren zahlreichen Bauten den Schwerpunkt.

Die beiden Stadtführer begrüßen die Exkursionsteilnehmer am Augustusbrunnen vor dem Augsburger Rathaus

Der Name der Stadt, die zu den ältesten in Deutschland gehört, geht auf das römische Heerlager und die spätere römische Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum zurück. Zur Zeit des Römischen Reiches lebten über 10.000 Menschen in Augsburg. Die Einwohnerzahl wuchs in den folgenden Jahrhunderten kaum an. Um 1500 war Augsburg jedoch mit einer Bevölkerung von etwa 30.000 Menschen nach Köln und mit Prag eine der größten Städte des Heiligen Römischen Reiches. Die Bedeutung Augsburgs wuchs gegen Ende des Frühmittelalters an, als König Otto I. mit Hilfe des Bischofs Ulrich von Augsburg die westwärts strebenden Ungarn 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld besiegte. Durch Kaiser Friedrich Barbarossa erhielt Augsburg das Stadtrecht und von König Rudolf von Habsburg die Reichsunmittelbarkeit.
Während des Dreißigjährigen Krieges im 17. Jh. war Augsburg mehrfach Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen schwedischen bzw. schwedisch-französischen Truppen einerseits und bayerischen bzw. kaiserlichen und bayerischen Truppen andererseits.
Vom Beginn der Neuzeit entwickelte sich Augsburg zu einem der bedeutendsten Handels- und Wirtschaftszentren der Welt, was vor allem auf den Einfluss der Kaufmannsfamilien Fugger und Welser zurückging.
Das von bayerischen Truppen besetzte Augsburg verlor 1805 die Reichsfreiheit und fiel an das Königreich Bayern. Bis dahin war es von sieben Patrizierfamilien beherrscht worden.
Im 19. Jahrhundert erlangte Augsburg noch einmal Bedeutung als Zentrum der Textilindustrie und des Maschinenbaus.

Eine der beiden Gruppen vor der Front prächtiger Häuser der Maximilian Straße

Im 14. Jahrhundert errichteten Ordensbrüder das Karmelitenkloster Augsburg mit der Klosterkirche.
Im Jahr 1518 nächtigte Martin Luther im Karmelitenkloster Augsburg. In den Fuggerhäusern musste er dem römischen Kardinal Cajetan zu seinen Thesen Rede und Antwort stehen.
Die Familie Fugger war die einflussreichste der Augsburger Handelsgesellschaften. Gegründet durch Hans Fugger im Jahre 1367 wuchs der fuggersche Betrieb zum wichtigsten im deutschen Reich heran. Sie waren die Bankiers der Päpste und Kaiser und betrieben Handel in der gesamten damals bekannten Welt. Ulrich und Georg Fugger gründeten eine Handelsfirma in Venedig. Ihr jüngster Bruder, Jakob der Reiche, führte die Handelsniederlassung in Innsbruck und leitete die Geschäfte in Bezug auf den Schwazer Bergbau. In Schwaz bauten sich die Fugger einen feudalen Ansitz, das Fuggerhaus. Sein Neffe Anton Fugger konnte das Fuggerimperium vergrößern. Durch Handel mit allen möglichen Waren, von Metallen über Gewürze zu Textilien und Arzneien, konnte Anton Fugger das Firmenkapital mehr als verdoppeln. Nach dem Tod Anton Fuggers 1560 betrug das Vermögen 5,6 Millionen Gulden und es bestanden offene Schuldlasten von 5,4 Millionen Gulden. Die schwindende Rentabilität des europäischen Bergbaus machte auch den Fuggern zu schaffen. 1657 ziehen sie sich als letzte Gewerken aus dem Schwazer Bergbau zurück.
Jakob Fugger stiftete im Jahr 1509 gemeinsam mit seinem Bruder Ulrich Fugger und auch im Namen des 1506 verstorbenen Bruders Georg Fugger eine Gedächtnis- und Grablege-Kapelle, die Fuggerkapelle in St. Anna. Als die Kirche im Jahr 1548 protestantisch wurde, blieb die Fuggerkapelle katholisch.

Grabeskapelle der Fugger in der St. Anna - Kirche

Im Jahr 1243 wurde die Barfüßerkirche von Brüdern des Franziskanerordens inmitten des Augsburger Lechviertels als kleine Kirche errichtet. Den romanischen Nachfolgebau aus dem Jahr 1265 vernichtete ein Brand im Jahr 1398. Danach wurde die Barfüßerkirche als dreischiffige Basilika im Stil der Gotik auf den alten Grundmauern wieder aufgebaut. Einen Turm hatte die Kirche nie.
1757 erfolgte der Einbau einer Prunkorgel, auf der Wolfgang Amadé Mozart bei einer Städtereise gespielt hat.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Barfüßerkirche bis auf die Außenmauern des Chors zerstört. Die komplette Inneneinrichtung – darunter die geschnitzte Kanzel und die Prunkorgel – ging in den Flammen verloren. Bis zum Jahr 1951 wurde die Kirche in vereinfachter Form wiederaufgebaut.

Im Innern der gotischen Barfüßerkirche

Die Stadt liegt an den Flüssen Lech, Wertach und Singold. Die zahlreichen Kanäle in Augsburg werden von 500 Brückenbauwerken überspannt. 2019 wurde „Das Augsburger Wassermanagement-System“ ins UNESCO-Welterbe aufgenommen.
Auf dem Spaziergang wurde der Unterschied zwischen dem höher gelegenen Stadtteil mit der prächtigen Maximilianstraße und der tiefer liegenden Altstadt oder Lechviertel mit den verschiedenen Handwerksbetrieben sehr deutlich. In den 1980er Jahren wurde das ehemals stinkende Lechviertel der Weber, Gerber und anderer Handwerksbetriebe total saniert. Auch die Bezeichnung des Viertels als „Klein Venedig“ verdeutlichen die zahlreichen Kanäle, die wir querten oder an denen wir entlang liefen. Natürlich kamen wir auch am Geburtshaus von Bert Brecht vorbei, das sich in diesem Viertel befindet.

An einem der unzähligen Kanäle der Stadt

Wie vereinbart endete die interessante Führung an der Fuggerei. Die Fuggerei ist die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt, eine Stadt in der Stadt mit 67 Häusern und 142 Wohnungen sowie einer eigenen Kirche. Jakob Fugger stiftete die Fuggerei auch im Namen seiner Brüder im Jahr 1521. Es leben hier rund 150 bedürftige Augsburger Bürger katholischen Glaubens für eine Jahreskaltmiete von 0,88 € und täglich drei Gebeten.

Eingang in die Fuggerei

Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant „Die Tafeldecker“ an der Fuggerei konnte man am Nachmittag entweder gemeinsam das Römermuseum besichtigen oder die Stadt auf eigene Faust weiter entdecken.
Das Römermuseum war von 1966 bis 2012 in den Räumen der ehemaligen Dominikanerkirche untergebracht. 2012 wurde das Museum in der Dominikanerkirche aufgrund von statischen Problemen des Fußbodens für den Publikumsverkehr auf unbestimmte Zeit geschlossen. Seit 2015 werden die Exponate übergangsweise in der Toskanischen Säulenhalle des Zeughauses präsentiert.
Bevor es in die Ausstellung ging, informierte Michael Steigenberger, 2. Vorsitzender, vor dem Zeughaus über Augsburg in der Römerzeit und über die wichtigsten Exponate der Ausstellung.

Das Römermuseum an seinem Übergangsstandort im Zeughaus

Am Nachmittag blieb für alle Teilnehmer noch genügend Zeit, all das Gesehene und Gehörte bei einem Kaffee sacken zu lassen, ehe es um 17 Uhr zurück nach Oberaudorf ging.


Jahreshauptversammlung
Am 3. März 2023 begrüßte der 1. Vorsitzende des Historischen Vereins Audorf, Norbert Schön, die anwesenden Mitglieder sowie den Vertreter der Gemeinde Oberaudorf, Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt, in der Oberaudorfer Privatbrauerei zur diesjährigen Jahreshauptversammlung. Die Bürgermeister der Gemeinde Kiefersfelden ließen sich wegen anderer wichtiger Termine entschuldigen.
Zu Beginn der Sitzung bat er die Anwe­senden, sich zum Gedenken an die verstorbenen Mitglieder zu erheben. In seinem Bericht zeigte er die erfreuliche Entwicklung der Mitgliederzahl des Vereins auf. Anschließend gab er einen Rückblick auf die Aktivitäten im Vereinsjahr 2022/2023.
Danach erläuterte N. Schön ausführlich die Unterstützung des Vereins bei der wissenschaftlichen Erforschung und Dokumentation von Keramikscherben des 11./12. Jhs.. Diese wurden von den Archäologen an verschiedenen geschichtsträchtigen Standorten im unteren Inntal wie Burg Falkenstein, Petersberg, Auerburg und Grafenloch gefunden. Im Zusammenhang mit dieser Arbeit organisierte der Vorstand für einige der beteiligten Archäologen einen Besuch dieser Stätten.
Mit einigen Fotos garniert fasste N. Schön Exkursionen nach Regensburg und Kufstein sowie zweier Vorträge zusammen. In Regensburg wurde am 23. Juni 2022 die Ausstellung „Wie Bayern Freistaat wurde und was ihn so besonders macht“ im Haus der Bayerischen Geschichte besucht. Ein gemeinsamer Stadtrundgang folgte nach dem Mittagessen. In Kufstein ging es auf die Festung, wo ein kundiger Guide die Geschichte der Stadt und der Festung erklärt hat. Außerdem führte er durch die Ausstellung „Kaiser Maximilian I.“. Im Auracher Löchl klang für einige Teilnehmer die interessante Führung aus.
Die Geschichte der Auerburg präsentierte der Archäologe Claus Vetterling am 31. August 2022 im Kursaal der Gemeinde Oberaudorf. Der schweizer Archäologe Janik Nussdorfer erläuterte am 5. November 2022 die Ergebnisse seiner Untersuchungen zur Höhlenburg „Grafenloch“ in der Luegsteinwand. Beide Veranstaltungen waren bestens besucht und fanden großen Anklang bei den Zuhörern.
Am Ende seines Berichtes stellte N. Schön die ersten für das laufende Jahr vorgesehenen Aktivitäten vor.
Es folgten die Berichte der Schriftführerin Sigrid Schön sowie des Schatzmeisters Bernd Vinzenz.
Beide Kassenprüfer haben die Prüfung der Unterlagen des Schatzmeisters durchgeführt, konnten jedoch an der Versammlung nicht persönlich teilnehmen. In Vertretung las Maria Krenek das vom Kassenprüfer Manfred Kurz verfasste Ergebnis der Kassenprüfung vor und empfahl die Entlastung des Schatzmeisters und des Vorstandes. Diese erfolgte einstimmig bei zwei Enthaltungen.
Zum Abschluss der Versammlung sprach Bürgermeister Dr. Bernhardt dem Verein seinen Dank für die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde aus. Er hoffe, dass der Verein auch weiterhin bei der Darstellung der Ortsgeschichte mit der Gemeinde wie gewohnt erfolgreich zusammen arbeitet.


Vortrag "Das Grafenloch - Mittelalterliche Höhlenburg in der Luegsteinwand"
Am 25. November 2022 hielt der Schweizer Archäologe Janik Nussdorfer einen Vortrag zur Höhlenburg "Grafenloch" in der Evangelischen Kirche in Kiefersfelden. Vor den zahlreichen Zuhörern begrüßte Norbert Schön, 1. Vorstand des Historischen Vereins Audorf, den Referenten.

Janik Nussdorfer hatte Ende 2021 seine Bachelor-Arbeit zur Auswertung der archäologischen Grabung in der Höhlenburg "Grafenloch" abgeschlossen. Über diese berichtete er ausführlich und begann seinen Vortrag mit einer allgemeinen Beschreibung der Luegsteinhöhle.

Bei der Luegsteinhöhle handelt es sich um die Ruine einer mittelalterlichen Höhlenburg, sie stellt eine natürliche Höhle dar, welche durch Mauern abgeschlossen wurde. Sie wird aufgrund einer lokalen Sage auch als "Grafenloch" bezeichnet. Die Burg wurde in einer sich nach Süden öffnenden Höhle in der Luegsteinwand errichtet, wodurch das Sonnenlicht optimal genutzt werden konnte. Der Eingang zur Höhle liegt erhöht auf einer Felsnase am westlichen Höhlenrand und kann heute über eine Leiter erreicht werden. Die Burgruine befindet sich vollständig im Schutz der Höhle und wird durch eine zwischen den beiden Felswänden angelegte Frontmauer begrenzt.
Janik Nussdorfer ging auch auf die Sage vom jungen Grafen ein, der seine Eltern aus Habgier ermordet hat, dem von einer Weissagerin der Tod durch Blitzschlag prophezeit wurde und der schließlich in seinem Versteck, der Luegsteinhöhle, vom Blitz erschlagen wurde.


Im nächsten Abschnitt erläuterte Nussdorfer die bisherigen Grabungen im Bereich der Luegsteinhöhle.

In den Jahren 1967 und 1968 führte der Oberaudorfer Pfarrer Bauer erstmalig in der Höhle Grabungen durch und fand dabei unter anderem den Topf, welcher sich heute im Burgtormuseum in Oberaudorf befindet. Die meisten anderen Funde gelten heute als verschollen. Die Erkenntnisse seiner Grabungen hielt Bauer 1980 in seiner Ortschronik von Audorf fest. Darin kam er anhand der schwarzen, relativ simplen Keramik zum Schluss, dass die Anlage in der Urnenfelderzeit entstanden sei, also einem Zeitraum von ca. 1300 bis 800 v. Chr., und in nachfolgenden Zeiten immer wieder als Fluchtort aufgesucht wurde. Diese Interpretation wurde bereits in den nächsten Jahrzehnten nach der Veröffentlichung der Ortschronik angezweifelt und eine Datierung ins Hochmittelalter, einen Zeitraum von ca. 1000 bis 1250, angenommen. Erst infolge der bisher einzigen wissenschaftlichen Grabungen, welche 2008 durch den Historischen Verein Oberaudorf angeregt und von der Universität Jena durchgeführt wurden, konnte dies belegt werden.


Einen wichtigen Anteil seines Vortrages nahm die Beschreibung des Fundmaterials und der Burgruine ein.

Es umfasst mehrheitlich Keramik, daneben wurden Hufnägel, eine Münze, Kleidungsbestandteile und viel Müll der letzten Jahrzehnte entdeckt. Die Keramik der Luegsteinhöhle ist größtenteils grau-schwarz oder braun. Die Töpfe sind schwerpunktmäßig nicht auf der Töpferscheibe hergestellt worden. Das deutet auf einen Zeitraum vor dem 13. Jahrhundert und dem Aufkommen der Töpferscheibe im Alpen- und Alpenvorraum hin. Anhand von Vergleichen aus der Alpenregion konnte die Keramik in die Zeit vom 11. und 12. Jahrhundert datiert werden. Die vier auf dem Grafenloch entdeckten Hufnägel dürften ebenfalls ins Hochmittelalter zu datieren sein.


Neben dem Fundmaterial wurde auch die Burgruine selbst untersucht. Eine einzige Frontmauer, die noch gut 5m hoch erhalten ist, schließt die Höhle ab. Sie dürfte ursprünglich aber noch deutlich höher gewesen sein. Der Aufbau der Frontmauer erlaubte ebenfalls eine chronologische Einordnung ins 11. Jh. oder frühe 12. Jh.. Sehr ausführlich ging der Referent auf die baulichen Reste und die markanten von den Erbauern am Fels angebrachten Löcher ein. Auch auf die von ihm im Rahmen seiner örtlichen Untersuchungen freigelegten Mauerreste im Bereich des Roßstalles ging er ein.


Einen wichtigen Teil des Vortrages nahm die Rekonstruktion der Nutzung der Höhlenburg ein.
Das Bild, welches die Burg in hochmittelalterlicher Zeit vermittelte, dürfte sich stark von der heutigen Ruine unterschieden haben, da die Frontmauer noch mindestens 2 m höher war.

Der vordere Bereich der Höhle dürfte mit Mauern zu einem großen Raum von gut 5 mal 7m abgetrennt gewesen sein. Unterhalb dieses Raumes könnte sich ein Keller oder eine Zisterne befunden haben. Möglicherweise haben wir im vorderen Bereich außerdem mit einem zweiten Stockwerk zu rechnen.


Ein wichtiges Kapitel des Vortrages befasste sich mit den Informationen in historischen Quellen.
Die Luegsteinhöhle wird in keinem bekannten historischen Werk namentlich erwähnt. Im Codex Falkensteinensis ist jedoch von Dienstleuten die Rede, welche sich nach Audorf nennen und daher ihren Edelsitz in Nieder- oder Oberaudorf gehabt haben müssten. Dieser Kodex datiert ins 12. Jh. n. Chr.. Beim angedeuteten Edelsitz dürfte es sich womöglich um die Luegsteinhöhle gehandelt haben. Solch eine Anlage eignet sich aber nicht wirklich als herrschaftlichen Sitz. Der Ort erfüllte nicht alle gewünschten Funktionen eines solchen Sitzes, so war sie für Verwaltungszwecke viel zu abgelegen. Man muss sich die Burg im Zusammenspiel mit einem Hof in der Talebene vorstellen, welcher für Empfänge und zum Wohnen diente und auch ein landwirtschaftliches Einkommen brachte. Die Luegsteinhöhle diente als Wehranlage im Notfall und als Statussymbol. Solche sporadisch genutzte Wehranlagen, als Ergänzung zu den herrschaftlichen Höfen, sind im Früh- und Hochmittelalter gut bezeugt. Die Burg wäre einem Hofe zuzurechnen, derartige Höfe sind im Codex Falkensteinensis belegt.

Die gefundene Keramik scheint im 13. und 14. Jahrhundert abzunehmen. In diesem Zeitraum kam es zum Machtverlust der Falkensteiner und zur Errichtung der Auerburg unter den Wittelsbachern. Die Höhlenburg wurde wohl aufgegeben. Die Auerburg vereinte nunmehr alle Funktionen einer Burg in sich und die wenig repräsentative Luegsteinhöhle war dadurch nicht mehr zeitgemäß.


Dem mit viel Applaus endenden Vortrag schloss sich eine ausführliche Diskussion an. Zum Abschluss bedankte sich Norbert Schön beim Referenten für den interessanten Vortrag.


Fünftes Treffen der „Scherbler“ in Oberaudorf

Am 26. November 2022 begrüßte der 1. Vorsitzende des Historischen Vereins Audorf e.V. , Norbert Schön, Archäologen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland zu ihrem Treffen im Kursaal der Gemeinde Oberaudorf, bei dem es um die wissenschaftliche Dokumentation der „Keramik des 11./12. Jhs. im Unteren Inntal“ geht. Der Wissenschaftliche Leiter des Projektes, Professor Dr. Harald Stadler, zeigte nach seiner Begrüßung die Zielsetzung und das Programm des Treffens auf.


Begrüßung der „Scherbler“ im Kursaal der gemeinde Oberaudorf


Auf den sechs vorbereiteten Tischen - jeder für einen Standort - wurden die von den Bearbeitern  ausgewählten Keramik-Scherben ausgebreitet. Bereits im Vorfeld wurden archäologisch bedeutsame Orte ausgewählt, für die diese sechs Autoren einen vergleichbaren Typus von Keramik des 11. und 12. Jhs. ausgemacht hatten. Die Funde vom Petersberg bei Flintsbach vertrat der Heidelberger Archäologe Prof. Dr. Thomas Meier. Die Keramik von den Burgen Alt- und Neu-Falkenstein in Flintsbach bearbeitete der Abteilungsleiter am Landesamt für Denkmalpflege in München, Dr. Christian Later. Das ausgewählte Fundmaterial von der Auerburg in Oberaudorf war das Fachgebiet des Bamberger Archäologen Claus Vetterling. Um die Keramikfunde aus der Höhlenburg „Grafenloch in der Luegsteinwand“ zwischen Oberaudorf und Kiefersfelden kümmerte sich der schweizer Archäologiestudent Janik Nussdorfer. Ebenfalls aus einer Höhlenburg bei Schwendt in Tirol, der sogenannten „Herrenhauswand“, stammt die Keramik, die vom Archäologen Markus Nothegger ausgewertet wurde. Einen eigenen Komplex stellt die Keramik aus Erpfenstein und dem Inntal bis Innsbruck dar, die der Innsbrucker Archäologe und Bereichsleiter Prof. Dr. Harald Stadler präsentierte. Außer den sechs Autoren nahmen Vorstand und Mitglieder des Historischen Vereins Audorf, Mitarbeiterinnen der Uni Innsbruck und der Raublinger Hobby-Archäologe Wolfgang Ager teil.



Fachdiskussion der Archäologen um die ausgestellte Keramik


Bereits im Vorfeld der Veranstaltung wurden die von den Autoren ausgewählten Keramik-Scherben zeichnerisch und fotografisch an der Uni Innsbruck dokumentiert. So lag nun der Schwerpunkt des Treffens darin, für jeden Standort die dokumentierte Keramik am Original zu überprüfen und insbesondere von den jeweils anderen Autoren vergleichend zu beurteilen. In dieser Phase des Treffens konnten dann auch noch der mittlerweile an der Uni Zürich arbeitende Archäologe Dr. Elias Flatscher, die Wiener Archäologin Dr. Alice Kaltenberger und der Innsbrucker Burgenforscher Martin Bitschnau per Videokonferenz zugeschaltet werden.



Von links: Markus Nothegger, Harald Stader, Claus Vetterling und Thomas Meier beim Diskutieren der Beurteilungskriterien


Schnell zeigte die Diskussion um einzelne Keramik-Scherben, dass deren Datierung größere Probleme bereitet, als man es sich gewünscht hätte. Es war ein ständiger Abwägungsprozess, um die Stücke dem vorgegebenen Zeitraum 11./12. Jh. zuordnen zu können.



Alice Kaltenberger per Videokonferenz aus Wien der Beratung zugeschaltet. Von links: Christian Later, Janik Nussdorfer, Wolfgang Ager, Thomas Meier


Ein weiterer Diskussionspunkt war die Festlegung der Form der Dokumentation der Inntal-Keramik. Hier ging es um die Frage, welche Fotos der jeweiligen Scherbe, ergänzt um die Zeichnung der aus dem Bruchstück abgeleiteten Gefäßform, aufzunehmen sind. Es wurde auch festgelegt, welche Inhalte der jeweilige Autor eines der sechs Standorte in seinen erklärenden Text aufnehmen sollte.
Schließlich endete nach ganztägiger Beratung das Treffen mit einem allseits akzeptierten Ergebnis.
Auf der Grundlage der getroffenen Vereinbarungen setzt nun das Team der Uni-Innsbruck die Bearbeitung der Dokumentation fort.


Exkursion zur Ausstellung "Kaiser Maximilian I." auf der Festung Kufstein

Im Herbst 2022 ging die Exkursion des Historischen Vereins Audorf in das benachbarte Kufstein. Nach individueller Anreise trafen sich die teilnehmenden Vereinsmitglieder am Eingang zum Festungsgelände beim Schrägaufzug. Die Organisation für Führungen in Kufstein „Guides“ hatte die Teilnehmerzahl auf  25 Personen gegrenzt. Der erfahrene Guide und Obmann der Interessengemeinschaft der Fremdenführer im Tiroler Unterland und Kitzbühel, Herr Dr. Nagiller, führte uns durch Teile der Festung und durch die Maximilian-Ausstellung.















Guide Dr. Martin Nagiller bei der Begrüßung im Innenhof der Festung Kufstein


Da die Dauer der Führung auf rd. zwei Stunden begrenzt war, konnten wir bei Weitem nicht die gesamte Festung besichtigen sondern, mussten uns auf wenige prägnante Bauwerke beschränken.
In einem ersten Block informierte Dr. Nagiller ausführlich über die Geschichte Kufsteins und der  Burganlage. Kufstein wird erstmals 790 im „Indiculus Arnonis“ erwähnt, einem Güterverzeichnis aus der Zeit Karls des Großen. Darin sind Schenkungen der bayerischen Herzöge und anderer Adliger an die Erzdiözese Salzburg aufgeführt. Hier findet man eine „Kirche mit Landbesitz und eine Mönchszelle als „ad cuafstein“. Bei dem Kloster handelt es sich um eine Einrichtung im heutigen Ortsteil Zell auf der westlichen Innseite. Bei der Kirche handelt es sich wahrscheinlich um eine romanische Vorgängerkirche der heutigen Stadtpfarrkirche.
Die Stadt, wie wir sie heute kennen, ist etwa im 15. Jh. errichtet worden, als man bereits Archen (Flussverbauung) am Inn zum Schutz vor Überschwemmungen gebaut hat.
1205 wird erstmals über die Burg schriftlich berichtet, die aber sicherlich älter ist und wohl aus dem 11. Jh. stammt. In einem Vertrag zwischen den Regensburger Bischöfen und den bayerischen Herzogen wurde die Zerstörung der Burg vereinbart, zu der es dann aber doch nicht kam.
Den Schwerpunkt der Führung bildete der Habsburger Kaiser Maximilian I..
Maximilian war der Sohn des römisch-deutschen Kaisers Ferdinand III. aus dem Hause Habsburg  Eingehend beschrieb Dr. Nagiller dessen Kindheit und Jugend. Maximilian war acht Jahre alt als seine Mutter starb. Danach wurde er von Lehrern erzogen und ausgebildet. Sein Vater legte großen Wert auf eine strenge Erziehung, insbesondere in den ritterlichen Tugenden. Maximilian wurde zum geschickten Turnier-Kämpfer. Durch seine vom Vater eingefädelte Heirat mit Maria von Burgund
wurde er Herzog von Burgund. 1486 wurde Maximilian zum römisch-deutschen König gewählt. Nachdem Maria durch einen Reitunfall jung gestorben war, heiratete Maximilian Bianca Maria Sforza. 1493 starb sein Vater und so wurde er als sein Nachfolger regierender römisch-deutscher König und Herr der Habsburgischen Erblande. Die Krönung zum Kaiser wegen seiner Kriege schwierig. Erst 1508 in Trient ließ er sich zum „Erwählten Römischen Kaiser“ ausrufen, allerdings ohne Krönung durch den Papst.

Durch geschickte Heiratspolitik mit seinen Kindern erreichte er eine Vergrößerung des Habsburger Reiches. Maximilian starb 1519 auf einer Reise. Seinen Sarg führte er seit vier Jahren mit sich.















Kaiser Maximilian I.


Einen weiteren Schwerpunkt der Führung bildete die Geschichte um die Einnahme der Festung Kufstein durch Kaiser Maximilian I..
An den Beginn seiner Ausführungen stellte Dr. Nagiller die Ursache für den Landshuter Erbfolgekrieg. Seit dem 14. Jh. gab es in Bayern drei Herzogtümer, die Landshuter Linie, die Münchner Linie und die Ingolstädter Linie. Bei den Wittelsbachern erbten Söhne des Herzogs gemeinsam. Das Hausgesetz der Wittelsbacher bestimmte, dass nach dem Aussterben einer Linie das betroffene Herzogtum der jeweils anderen Linie zufällt. Da nun der Landshuter Herzog Georg der Reiche keinen männlichen Nachkommen hatte, setzte er testamentarisch seine Tochter und ihren Gemahl Ruprecht von der Pfalz als Erben ein. Dies stellte einen Vertragsbruch dar, den Herzog Albrecht IV. von Bayern – München nicht akzeptierte. So kam es nach Georgs Tod 1503 zum Landshuter Erbfolgekrieg. In diesem Zusammenhang trat der Habsburger Maximilian I. als Vermittler auf. Als Gegenleistung stellte er Gebietsansprüche an beide Parteien. Albrecht erklärte sich bereit, die Gerichte Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg abzutreten, worauf Maximilian Hilfstruppen und finanzielle Unterstützung zusagte. Zum Dank belehnte er die Münchner Herzöge Albrecht und Wolfgang mit Georgs Ländern. In der Folge zogen Truppen des Pfälzers Rupprecht gegen die Truppen des Münchners Albrecht.
Zu dieser Zeit war Hans von Pienzenau im Auftrag des Landshuter Herzogs Georg Pfleger von Kufstein. Maximilian verlangte vom Pfleger Pienzenau angeblich per Vertrag die Übergabe der Festung Kufstein, Pienzenau selbst konnte aber auf der Burg verbleiben. Die näheren Umstände sind nicht klar belegt. Es ist unklar, ob Pienzenau den Pfälzern den Zugang zur Stadt ermöglichte. Fakt ist, dass der Pienzenauer Festung und Stadt gegen Maximilian verteidigt hat.

Vor einem Geschütz in der Maximilian Ausstellung


Kufstein wurde von Maximilian belagert und schließlich unter Einsatz der beiden modernsten und damals größten Geschütze Burlebaus und Weckauf sturmreif geschossen. Den Wunsch Pienzenaus, die Burg gegen freien Abzug zu übergeben, lehnte Maximilian ab. Pienzenau wurde 36jährig vor der Stadt hingerichtet, nachdem Maximilian ihm jegliche Begnadigungsbemühungen versagt hat.
Im Kölner Schiedsspruch von 1505 durch Kaiser Maximilian wurde der Erbfolgekrieg beendet. Als Preis seiner Vermittlung hatte sich Maximilian die Gerichte Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg vorbehalten.

Historische Darstellung der Belagerung der Stadt und Festung Kufstein 1504


Umgehend wurden Festung und Stadt von Maximilian wieder instand gesetzt und anstelle des bisherigen Bergfrieds ein den Erfordernissen der Zeit entsprechender Rundturm errichtet.

In der eigentlichen Maximilian-Ausstellung gab es u.a. Informationen zum ritterlichen Leben zu Zeiten Maximilians. Zu sehen waren Rüstungen und Darstellungen von Turnieren.

Zum Abschluss informierte Dr. Nagiller ausführlich über die weitere Geschichte der Festung Kufstein.
In den Jahrhunderten nach 1504 waren Kufstein und die Festung immer wieder Gegenstand von Auseinandersetzungen zwischen Habsburgern und Wittelsbachern. Sie waren mal bayerisch, mal tirolerisch. Zuletzt wurde Kufstein im Rahmen des Tiroler Befreiungskampfes 1809 wieder österreichisch.
Während der napoleonischen Kriege wurde die Festung durch die Franzosen eingenommen und kam im Frieden von Pressburg 1805 zu Bayern. Nach der Niederlage Napoleons kam 1814 Kufstein wieder zu Tirol. In der Zwischenzeit hatte die Festung ihre militärische Bedeutung verloren. Sie diente als Garnison und der Kaiserturm als Staatsgefängnis. 1865 wurde das Gefängnis geschlossen, 1888 zog die letzte Garnison aus.
Nach diesen umfassenden Erläuterungen verabschiedeten wir uns von Dr. Nagiller. Der 1. Vorsitzende Norbert Schön bedankte sich und erklärte, dass es eines weiteren Besuches der Festung Kufstein unter der Führung von Dr. Nagiller bedarf, um diese in ihrer Gesamtheit zu besichtigen. Dies sagte Dr. Nagiller gerne zu.
Im Auracher Löchl ließ ein Teil der Exkursionsteilnehmer den Besuch der Festung Kufstein gemütlich ausklingen.


Vortrag "Die Geschichte der Auerburg"
Am 31. August 2022 begrüßte Norbert Schön, 1. Vorsitzender des Historischen Vereins Audorf e.V., zahlreiche Gäste und Vereinsmitglieder im Kursaal der Gemeinde Oberaudorf zum Vortrag „Die Geschichte der Auerburg“. Für dieses spannende Thema konnte als Referent der in Oberaudorf aufgewachsene Archäologe Claus Vetterling gewonnen werden.









Referent Claus Vetterling und der 1. Vorsitzende Norbert Schön bei der Begrüßung zum Vortrag „Die Geschichte der Auerburg“ im Kursaal der Gemeinde Oberaudorf


Schriftquellen zur Gründung Oberaudorfs
Im ersten Abschnitt seines Vortrages ging Claus Vetterling ausführlich auf den urkundlich belegten Beginn von Oberaudorf ein. Hierbei kann der Historiker auf eine außergewöhnliche Fülle an Schriftquellen aus dem 8. und 9. Jahrhundert zurückgreifen. Alle genannten „Tradenten“ gehören zur Spitzengruppe des Stammesadels und der Reichsaristokratie.
Die Erstnennung des Ortes erfolgte noch zu Zeiten Herzog Tassilos III., also vor 788. Ein Uuillipato schenkt 9 Mansen - darunter versteht man große Bauernhöfe – aus dem Besitz des Herzogs in Urdorf an das Stift Salzburg.
Im Jahr 788 wird Tassilo III. vom Frankenkönig Karl dem Großen entmachtet. Alle folgenden Schenkungen aus Urdorf gehen nun an das dem Frankenkönig zugeneigte Stift Freising, das für das Inntal maßgebend wurde.
In einer weiteren Nennung schenkt ein Regino 792 eine Kirche (basilica) in Urdorf mit Land, Gebäuden, Unfreien und anderem Zubehör an das Stift Freising. Basilica ist in agilolfingisch-karolingischer Zeit in der Regel die zum Herzogs- oder Königsgut gehörige Kirche. Dies lässt darauf schließen, dass Oberaudorf damals bereits ein reicher Ort gewesen sein muss.
931 übergibt der Erzbischof Odalbert von Salzburg den ehemaligen Herzogsbesitz in Urdorf an seinen Sohn, den Edlen Bernhard.
Im frühen 12. Jahrhundert kommen die Grafen von Falkenstein, die sich nach ihren Burgen in Flintsbach benennen, zu großer Macht an Inn und Mangfall. Sie haben Güter südlich des Auerbachs, die wohl auf die Schenkung an den Edlen Bernhard zurückgehen, als Lehen.
So findet sich im „Codex Falkensteinensis“ von 1166 ein Hinweis auf Urdorf. Diesen Falkensteiner Codex ließ Graf Siboto IV als eine Art Testament erstellen, darin sind alle Besitzungen und Lehen der Herren von Neuburg-Falkenstein aufgeführt.















Abbildung aus dem Falkensteiner Kodex


Der Name Eberhard taucht mehrmals als Zeuge Eberhardus de Louge oder Luige und sein Dienstmann Ainwich auf, und zwar direkt nach Willehalm von Audorf um 1170 bzw. 1181. Ein Bezug zu den Edelfreien von der Luegsteinwand, der Höhlenburg Grafenloch liegt hier nahe.


Entstehung der Auerburg
Im zweiten Abschnitt seines Vortrages ging Vetterling näher auf die Entstehung der Auerburg ein.
Nach dem Aussterben der Falkensteiner um 1260 besetzten die Wittelsbacher die Burgen und behielten so mit den Herrschaftsmittelpunkten auch die Macht.
Kurz darauf erhalten wir einen weiteren Hinweis zur Auerburg im zweiten Herzogsurbar von 1270. Es erscheint ein Gebhard von Audorf mit einem unbekannten Lehen und „pueri apud Awerdorf“, wird immer mit Edelknechte bezeichnet, eine Art Ministerialen in einer Funktion, die eine bestehende Burg voraussetzt.
Im folgenden Bild erhält man eine Vorstellung einer typischen Burganlage des 12. Jahrhundert, mit Turm oder festem Haus und Ringmauer.














Mögliches Aussehen einer ersten Burg in Audorf


In dieser Zeit verschwanden auch verschiedene Grafengeschlechter aus dem Inntal (Andechser, Wasserburger und Ortenburger) und durch die geschickte Territorialpolitik der Grafen von Tirol bildete sich eine relativ geschlossene Struktur aus. Das Inntal gewann dadurch an politischer und strategischer Bedeutung, die Burgen spielten hier die zentrale Rolle, um Ansprüche durchzusetzen. Dies betraf auch die Auerburg. Ausschlaggebend war die Gefahr durch die Frundsberger, (Stammsitz Freundsberg bei Schwaz) die zwar häufig als Wittelsbachische aber ebenso als Habsburgische oder in Diensten der Grafen von Tirol stehende Dienstleute auftraten. Ende des 13. Jahrhunderts erbten sie die Güter des Ortsadels von Kiefersfelden und als Burgherren von Thierberg gehörte ihnen die Klause unter der Burg an Stelle des ehemaligen Zollamts. Nachdem dann noch in den Streitigkeiten zwischen den Söhnen des Grafen Meinhard von Tirol und Herzog Rudolf von Bayern 1296 die Rachelburg (obere Burg Falkenstein) zerstört worden war, ist der Ausbau der Auerburg als Sperrfeste linksseitig des Inns auf dem strategisch ausgezeichnet gelegenen Schlossberg nur zu verständlich
Nach der Landesteilung von 1310 und den Streitigkeiten zwischen den bayerischen Herzögen, gelang dem Wittelsbacher Herzog Ludwig dem Bayern 1314 die Vereinigung und in der Schlacht von Gammelsdorf ein Sieg über den Habsburger Friedrich den Schönen und somit die Vorherrschaft im Herzogtum Bayern (Diese Schlacht und die Schlacht bei Mühldorf 1322 zwischen denselben Kontrahenten gelten als die letzten Ritterschlachten in der Geschichte, bei denen gepanzerte Reiter gegeneinander antraten und noch keine Feuerwaffen zum Einsatz kamen).
Im Zusammenhang mit der Sicherung der Südgrenze des Herzogtums ist auch die Schaffung des Gerichts Auerburg zu sehen. Die erstmals in der Landesteilung von 1329 schriftlich erwähnte Auerburg wird zum Mittelpunkt eines selbständigen Verwaltungssprengels.
In den nächsten 200 Jahren erfüllte die Auerburg ihren Dienst als Sperrfeste und vor allem im Landshuter Erbfolgekrieg 1504/05 hielt sie erfolgreich den Angriffen stand.














Auerburg (Wening, Kupferstich 1701)


Nachdem die Burg im frühen 16. Jahrhundert nochmal einen Höhepunkt erlebte, begann deren Vernachlässigung und der allmähliche Verfall. Es mehren sich die Nachrichten über notdürftige Reparaturen. Eine Reihe von Pflegern konnte nicht mehr auf der Burg wohnen und musste Quartier beim örtlichen Wirt beziehen.
Ein letztes Mal war die Auerburg im Spanischen Erbfolgekrieg und dann im Österreichischen Erbfolgekrieg als Grenzfeste in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt und wurde 1743 von Panduren zerstört. Auch der Ort wurde verwüstet und zahlreiche Häuser niedergebrannt. Im „Frieden von Füssen“ schrieb man schließlich die Sprengung und Schleifung der Burg fest. Diese Aufgabe übernahmen 1745 Tiroler Knappen.














Schilderung der Zerstörung der Auerburg und des Ortes durch die Panduren im Jahre 1743


Grabungskampagnen auf dem Schloßberg
Besonders eindrucksvoll schilderte Claus Vetterling seine Grabungstätigkeit auf der Auerburg in den Jahren 1992 und 1993.
Im Zuge der Einrichtung des Museums im Burgtor 1991 wurde das Fehlen von Erkenntnisse über die Baugeschichte der Auerburg deutlich. Es ist dem damaligen Bürgermeister Alois Brunner zu verdanken, dass die Gemeinde hierfür Mittel bereit gestellt und dem Bauamtsleiter Michael Steigenberger sowie Mitarbeitern des Bauhofes die Mitwirkung bei Grabungen ermöglicht hat.
Als Archäologie-Student der Universität Bamberg hatte Claus Vetterling unter der Projektleitung des Burgenforschers Dr. Zeune die örtliche Bauleitung der Grabungen. Ziel war es, die bauliche Geschichte der Auerburg zu erforschen. Hierzu wurde je ein Suchgraben in Nord-Süd Richtung und einer in Ost-West Richtung angelegt. Verglichen mit heutigen Anforderungen an archäologische Grabungen ging es damals laut Aussage des Referenten noch relativ locker zu.












Grabungsarbeiten auf der Auerburg im Jahre 1992


Im weiteren Verlauf wurde der Palas, also das Wohngebäude des Pflegers (Verwalters des Gerichts Auerburg), freigelegt. Nach der Winterpause war in der Grabungskampagne 1993 die Freilegung des Eingangsbereiches der Burg das Ziel. In Abstimmung mit dem Denkmalamt wurde beschlossen, aufgrund des unverhältnismäßigen Sanierungsaufwandes die freigelegten Baureste des Palas zu dokumentieren und wieder zu verfüllen.












Im Palas-Untergeschoß der Auerburg


Die Übersichtskarte zeigt die durchgeführten Grabungen. Es gelang so, die Grundmauern der Auerburg zum Zeitpunkt ihrer Zerstörung zu rekonstruieren. Ferner konnten die zeitlich unterschiedlichen Bauabschnitte der Auerburg bestimmt werden.










Rekonstruktion und Datierung der Grundmauern der Auerburg auf Basis der Grabungsergebnisse


In einem eigenen Schritt wurde 1994 der historische Zugang zur Burg wieder hergestellt. Es wurden die Widerlager der ehemalige Zugbrücke aufgemauert, die Pfeilerfundamente im Burggraben frei gelegt und eine neue Brücke an der Stelle des ursprünglichen Zuganges zur Burg errichtet.
Bei weiteren Grabungen ab 1995 wurden die Fundamente der östlichen Ringmauer mit den hofseitig angebauten Wirtschaftsräumen freigelegt, dokumentiert, die Mauerkronen mit einer Schutzlage übermauert und ein Sicherungsgeländer auf dem Areal montiert.
Abgeschlossen wurde die Grabung im Jahre 1998 mit der Erstellung einer Broschüre von Dr. Zeune, mit der Präsentation der Funde im Museum im Burgtor und mit der Inventarisierung der Funde im Gemeindearchiv.


Fundmaterial der Grabungen
Im nächsten Teil seines Vortrages schilderte Vetterling anhand einiger Abbildungen das Fundmaterial. Dabei handelt es sich unter anderem um Reste von mehreren Kachelöfen, Keramik, Glas und metallischen Gegenständen.











Ausgegrabene Kachelreste


Lesefunde Wolfgang Ager
Der letzte Teil des Vortrages befasste sich mit den unzähligen Funden, die unser Vereinsmitglied und Hobbyarchäologe Wolfgang Ager im Bereich der Halde südlich des Schloßberges gefunden hat. Es kann nicht hoch genug gewürdigt werden, mit welch großem Einsatz Ager diese Funde systematisch geordnet und ausgewertet hat. Sie umfassen das gesamte Spektrum von Keramik-, Metall-, Glas- und Knochenfunden. Dabei finden sich Musketenkugeln, Splitter der Sprenggranaten, Geschirrreste, Werkzeuge, Schmuck, Musikinstrumente, Knöpfe, Reste von Glasgefäßen und vieles mehr. Insgesamt ergibt sich somit das Bild eines reich ausgestatteten Haushaltes der Pflegerfamilie und eines regen Betriebes von unterschiedlichen Handwerken. Gerade bei dem absehbaren Betrieb von Fertigungsstätten auf der Auerburg setzt die weitere Erforschung der Fundgegenstände an.














Reisebesteck für Körperhygiene


Mit einem Blick auf das heutige, den Charakter und Umfang der Burg vermittelnde Erscheinungsbild der Ruine Auerburg bedankte sich Claus Vettterling bei den Zuhörern für ihre Aufmerksamkeit.


















Norbert Schön dankte dem Referenten für die umfassenden und interessanten Ausführungen und lud zu Fragen ein. Diese Gelegenheit nahmen einige Zuhörer gerne wahr. Abschließend wünschte der 1. Vorsitzende einen guten Nachhauseweg.


Exkursion nach Regensburg
Unter besten äußeren Bedingungen fuhren am 23. Juni 2022 Mitglieder des Historischen Vereins Audorf und einige Gäste nach Regensburg, um im Haus der bayerischen Geschichte die Ausstellung "Wie Bayern Freistaat wurde und was ihn so besonders macht" zu besuchen. Ohne Stau auf Hin- und Rückfahrt und bei herrlichem Sommerwetter, da gabs nun wirklich nichts zu meckern. Der Ausstellungsbesuch unter exzellenter Führung am Vormittag, gepflegtes Mittagessen in der Museums-Gastwirtschaft und schließlich ein gemeinsamer Rundgang durch die Altstadt, machten aus der Exkursion eine runde Sache.

                  

Vor Beginn der Führung konnten die Exkursionsteilnehmer mittels einer Multimedia Show im Panoramasaal des Museums in die Geschichte Regensburgs vergangener Epochen eintauchen. Bekannte Schauspieler stimmten so gut auf den Besuch der Dauerausstellung ein. Die Ausstellung selbst beschränkt sich auf die letzten 200 Jahre und damit präsentiert sie die Geschichte Bayerns von der Ausrufung des Königreiches bis heute.






Der Ausstellungsführer begrüßt die Exkursionsteilnehmer


Kenntnisreich und unterhaltsam führte der engagierte Ausstellungsführer durch die einzelnen Stationen. Den jeweiligen Zeitabschnitt stellte er anhand der ausgestellten Originale mit geschichtlich fundiertem Hintergrundwissen vor. Dabei musste er sich aus Zeitgründen immer wieder auf einige besonders wichtige Ausstellungsstücke beschränken. Die gezeigten Schwerpunkte der Führung waren die Themen:

  • Unser Bayern wird Königreich
  • Die vier Könige Maximilian I., Ludwig I., Maximilian II. und Ludwig II.


  • Mythos Bayern und der 1. und 2. Weltkrieg
  • Bayern wird Freistaat
  • Neubeginn und Wirtschaftswunder in Bayern
  • Gegenwart und Zukunft

Bayern am Ende des 2. Weltkrieges


Am Schluss der Führung begegneten den Teilnehmern „alte Bekannte“ in Gestalt von Original Automobilen wie das Goggomobil, der Messerschmidt Kabinenroller und der Janus von Zündapp. Bei einigen wurden Erinnerungen an eigene vergangene Zeiten wach, und so gab es manches  zum Schmunzeln. Diese Autos waren ein Sinnbild des Wirtschaftswunders und des damit verbundenen Neubeginns in Bayern.

Nach 1 1/2stündigem Streifzug durch den Gang der Geschichte waren die Teilnehmer um viele Informationen reicher und können heute das Vergangene teilweise mit ganz anderen Augen betrachten.


Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Museum ging es am Nachmittag auf einen Rundgang durch die Regensburger Altstadt.


Blick von der Brücke "Steinernen Wunder" auf die Alstadt von Regensburg


Vom Vereinsvorstand gab es zu den wichtigen Bauwerken wie Steinernes Wunder, Salzstadel, Altes Rathaus und Dom ergänzende Erläuterungen. Nachdem alle die verbleibende Zeit für einen individuellen Aufenthalt in der Altstadt genutzt hatten, ging es pünktlich auf die Rückfahrt.


Erfolgreiche Ausstellung „2500 Jahre Kunst in Audorf“

Sicherlich Höhepunkt des Vereinsjahres 2019, aber auch für das Kulturleben in Oberaudorf selbst, war die zweiwöchige Ausstellung „2500 Jahre Kunst in Audorf – Von den Kelten bis Heute“, die der Historische Verein Audorf im August im Zuge seines 30jährigen Bestehens präsentiert hat..  


Den reich bebilderten Ausstellungskatalog gibt es nach wie vor für 5 € in der Tourist-Info der Gemeinde Oberaudorf und beim Historischen Verein Audorf e.V. .


 

Titelseite des Ausstellungskatalogs